Jan Bühn wird deutscher Meister in der IDM SSP 600.
Das Finale zur Internationalen Deutschen Motorradstraßenmeisterschaft in der Supersportklasse war an Spannung kaum zu überbieten. Der 24-jährige Jan Bühn aus dem badischen Kronau hatte vor den letzten zwei Läufen acht Punkte Rückstand auf den Suzuki-Piloten Tatu Lauslehto aus Finnland.
Auf dem 3,692 km langen Hockenheimring fuhr Jan Bühn die zweitschnellste Zeit und startete damit als einziger Pilot bei allen Saisonrennen aus der ersten Startreihe. Lauslehto ging als Achter in das Rennen über 17 Runden, die Bestzeit im Training holte sich Gaststarter Kevin Wahr (Nagold/Yamaha), der 2013 Deutscher Meister in der Supersport-Kategorie war. Lokalmatador Jan Bühn gewann am Samstag beim ersten Rennen den Start und ging vor Kevin Wahr in die erste Kurve, doch dann übernahm Wahr die Führung.
Jan Bühn lag bis zur 7. Runde auf dem zweiten Platz und führte eine Gruppe von sechs Fahrern an. Gegen Ende des Rennens hatte Jan Bühn nicht mehr so ein gutes Gefühl für das Vorderrad und ließ die Gegner passieren, da in der Gruppe vier Gaststarter waren, die keine Meisterschaftspunkte erhalten. Die letzten Runden kam der Meisterschaftsführende Tatu Lauslehto immer näher heran und überholte Jan Bühn drei Runden vor Schluss.
Die beiden Titelkontrahenten überholten sich gegenseitig, doch Jan Bühn konnte in der letzten Runde erneut an seinem Widersacher vorbeiziehen und belegte mit nur 0,194 Sekunden vor Lauslehto den sechsten Rang im Ziel. In der IDM-Punktewertung war es der zweite Platz und damit verkürzte der Yamaha-Pilot vom Räth-Romero-Team den Vorsprung auf nur noch vier Zähler vor dem entscheidenden Rennen am Sonntag.
Entscheidung am Sonntag.
Der zweite Lauf fand bei strahlendem Sonnenschein vor 14.000 Zuschauern statt. Vom Start weg setzte sich Kevin Wahr vor Jan Bühn an die Spitze. Wie im ersten Lauf führte Jan Bühn die Verfolgergruppe bis zur 12. Runde an und ging kein Risiko ein. Kevin Wahr feierte mit 4,143 vor dem Österreicher Marco Nekvasil (Kawasaki) einen Doppelerfolg.
Mit dem fünften Platz wurde Jan Bühn erneut Zweiter in der IDM-Wertung, damit waren nun beide Piloten mit 275 Zählern punktgleich. Da beide vier Rennen gewannen entschieden die zweiten Plätze zu Gunsten von Jan Bühn. Bühn wurde sechsmal Zweiter, Lauslehto nur zweimal.
Nach der Zieldurchfahrt strahlte Jan Bühn: „Ich kann es noch gar nicht glauben, die letzten Runden wurden immer länger. Wir haben gegenüber dem ersten Rennen noch etwas vorne an der Gabel geändert, ich hatte dadurch mehr Gefühl für das Vorderrad. Da mein Motorrad wie eine Bombe ging konnte ich Tatu am Samstag in der letzten Runde nach der Parabolika überholen, dies war das entscheidende Überholmanöver. Zuerst möchte ich mich bei meiner Familie und beim ganzen Team von Diego Romero bedanken. Sie haben mich super informiert, ich bin wegen den Gaststartern kein Risiko eingegangen. Ich habe dann das Tempo herausgenommen, weil ich wusste dass ich nur vor Lauslehto ins Ziel kommen muss. Ich hatte konstant fünf Sekunden Vorsprung auf ihn.
Schade, dass mein Förderer Georg Räth nicht dabei sein konnte, ihm gebührt großer Dank. Auch bei Yamaha und Pirelli sowie allen meinen Sponsoren bedanke ich mich für die Unterstützung. Ich war dieses Jahr zweimal in der Punktewertung in der IDM-Punktewertung vorne, zuerst nach dem Auftaktsieg am Samstag auf dem Lausitzring und jetzt nach dem Finale; das ist am wichtigsten. Ich glaube in der Geschichte der Motorrad-DM gab es dies noch nie, dass zwei Fahrer punktgleich waren und dann die zweiten Plätze entscheiden mussten, da wir beide vier Rennen gewonnen haben.
Ich bin bei zehn von 15 Läufen vor Tatu ins Ziel gekommen, er hat mir fair gratuliert. Es ist auch super, dass hier beim Heimrennen in Hockenheim alle meine Freunde und Bekannten bei der Titelentscheidung dabei sein konnten, wir waren fast 100 Leute und konnten schön feiern. Der Titel bleibt in Baden-Württemberg, nach Kevin Wahr bin ich nun Nachfolger von meinem ehemaligen Teamkollegen Marvin Fritz. Wir wohnen ja alle nicht so weit auseinander. Abends kam noch mein Mechaniker vom Vorjahr aus der spanischen CEV-Meisterschaft mit dem letztjährigen Superbike-Meister Xavie Forés in unserer Box vorbei.“
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Maurice Ullrich gewinnt in Hockenheim und wird im Yámaha R6 Dunlop Cup Zweiter.
Der Sieger im YAMAHA R6-DUNLOP-CUP 2015 heißt Manou Antweiler. Der 20-Jährige aus Bienenbüttel sicherte sich beim Saisonfinale in Hockenheim mit einem souveränen dritten Platz den Titel. Maurice Ullrich (Team Pepe-Tuning/Romero) konnte mit seinem vierten Sieg den Rückstand noch auf acht Punkte verkürzen, Cup-Youngster Lukas Tulovic belegte Rang zwei.
Für Maurice Ullrich war die Zielsetzung klar. "Ein Sieg muss her, alles andere habe ich nicht in der Hand." Doch auch der mit einem Vorsprung von 17 Punkten angereiste Manou Antweiler dachte nicht daran, sicher hinterherzufahren. "Ich will hier gewinnen, denn Hockenheim ist meine Lieblingsstrecke", erklärte der Meisterschafts-Leader vor dem Rennen. Schon im Training schenkten sich die beiden Protagonisten keinen Meter. Am Sonntag stand dann Antweiler vor Ullrich und Tulovic in der ersten Reihe.
Die Führung übernahm der 15-jährige Blitzstarter Lukas Tulovic, nach sieben Runden tauchte erstmals Antweiler ganz oben auf dem Zeitenmonitor auf, zwei Umläufe später Ullrich. Dieses Trio änderte bis kurz vor Schluss regelmäßig die Plätze, erst in der vorletzten Runde beschloss Antweiler, sich mit Rang drei zu begnügen und den Titel sicher nach Hause zu bringen.
"Nach den ersten Runden war klar, dass ich das Tempo zwar gut mitgehen konnte, doch zum Wegfahren hätte es nicht gereicht. Also habe ich mir die Kollegen zunächst einmal in Ruhe angeschaut. Gegen Rennende haben sich's Maurice und Lukas dann so richtig gegeben, in dem Moment beschloss ich, kein unnötiges Risiko mehr einzugehen. Ich wollte in diesem Jahr unbedingt den Titel gewinnen und bin jetzt natürlich überglücklich und freue mich natürlich auch für mein Team, das einen super Job gemacht hat", strahlte der frischgebackene Cup-Sieger, als er seiner Crew um Teamchef Daniel Bergau stolz den Riesen-Pott präsentierte.
Maurice Ullrich hatte das Finale realistisch angegangen: "Ich wusste, dass ich nur eine kleine Titel-Chance hatte, aber diesen vierten Sieg wollte heute unter allen Umständen. Am Start habe ich mich rausgehalten, als Manou vorpreschte, habe ich die Initiative übernommen. Irgendwann wähnte ich mich in der letzten Runde, dabei waren es noch zwei. Lukas macht wohl den gleichen Fehler, deshalb haben wir beide auf Attacke umgeschaltet. Wir haben uns mehrfach überholt und als ich merkte, dass noch eine Runde mehr zu fahren war, habe ich mich richtig breit gemacht. Ich kann trotzdem mit der Saison zufrieden sein, es war es keine Schande gegen Manou zu verlieren, schließlich hat er auch mehr Erfahrung".
Lukas Tulovic kam eine delikate Rolle zu. Natürlich wollte auch er gewinnen, befand sich dabei aber zwangsweise mitten im Titelduell. "Nachdem ich den Start gewonnen habe, schaute ich zunächst, wer mitgehen kann. Als die beiden dann vor mir waren, sah ich, wo meine Stärken und Schwächen sind. In der vorletzten Runde bin ich an Manou vorbeigegangen und habe Maurice attackiert. Leider hat's nicht ganz gereicht. Unterm Strich war es eine tolle Saison, viel besser, als ich erwartet hatte. Mein Ziel war Top-Five, jetzt bin ich Dritter mit einem Sieg und sechs Podestplätzen, damit habe ich wirklich nicht gerechnet."
Wie der Rookie konnte auch Andreas Klambauer eine positive Bilanz unter seiner sechsten Cup-Saison ziehen. "2015 war wieder ein Schritt nach vorn. Vierter im Rennen und in der Meisterschaft", freute sich der 29-jährige Österreicher. "Der Start war eine Katastrophe, dann ging's allerdings zügig nach vorn. Ich hatte zwar Gripprobleme, dachte mir aber: was soll's, es ist eh das letzte Rennen und wenn ich sie wegfeuere, dann ist es ebenso."
Sein Landsmann Hannes Zemsauer lag lange Zeit auf dem vierten Rang, war am Ende aber auch mit Platz fünf zufrieden. "Das Wochenende hat gepasst. Als die Reifen zu rutschen begannen, habe ich vielleicht zu lange gebraucht, mich darauf einzustellen. Mit Ausnahme des Hungarorings war dieses Jahr alles Neuland für mich. Ich habe viele Strecken und leider auch einige neue Kiesbetten kennengelernt. Das hohe Niveau im Cup habe ich richtig eingeschätzt, ich dachte aber, dass ich dort etwas schneller zurecht komme", analysierte der Cup-Neuling selbstkritisch.
Der Sechstplazierte Arnaud Friedrich überzeugte wieder einmal mit einer starken zweiten Rennhälfte: "Beim Start wurde ich eingeklemmt, musste mich dann vorarbeiten und kämpfte schließlich in der Gruppe um Rang vier mit." Sein Fazit: "Platz fünf in der Meisterschaft war sicher ein weiterer Schritt nach vorne, der Speed passt, aber ich muss vom Start weg vorne dabei sein."
Adrian Pasek musste eine Runde vor Schluss Rang sechs an Friedrich abgeben, war aber dennoch zufrieden: "Ich habe lange um Platz vier gekämpft, konnte aber am Ende die Rundenzeiten nicht mehr fahren. Der Saisonbeginn war super, dazwischen durchwachsen und am Ende hat es wieder gepasst."
Nur zwei Zehntel dahinter folgte mit Patryk Kosiniak der nächste Pole. "Hockenheim ist ein Bremskurs, da kommen meine Unterarmprobleme besonders zur Geltung. Ich habe mich vor einem Jahr operieren lassen, aber leider ohne den erwünschten Erfolg. Auf den letzten Runden habe ich nur noch das Ende herbeigesehnt. Aber nächstes Jahr bin ich wieder dabei, denn Cup ist preisgünstig und die beste Serie, die ich kenne."
Colin Rossi, der kürzlich einen Superstock-Test absolvieren durfte und diesmal Neunter wurde, hat noch keine so konkreten Zukunftspläne: "Ziel verfehlt", lautet seine kritische Saison-Bilanz. "Ich wollte dieses Jahr in die Top-Five fahren, aber wenn man drei Podiums wegwirft, geht das kaum." Immerhin reichte es für den jungen Schweizer mit drei Nullern noch zum Gesamt-Achten, zudem verbuchte er drei Pole-Positions auf dem Haben-Konto.
Einen Platz dahinter - sowohl im Rennen, als auch in der Endwertung - landete Daniel Rubin: "Nach dem Start war ich direkt hinter meinem Bruder Domi und konnte so wenig später seinen Sturz live erleben. Zwei Runden vor Schluss habe ich Zelli auf der Gegengerade noch erwischt. Mein Zielsetzung für dieses Jahr lautete Top-Ten. Das habe ich geschafft und mich in meiner zweiten Cup-Saison deutlich steigern können."
Marc Zellhöfer, bei den beiden letzten Rennen noch auf dem Podium, musste sich mit Platz elf begnügen, nachdem er wegen eines Trainingssturzes die halbe Nacht geschraubt hatte. "Ich bin mit meiner ersten Cup-Saison mehr als zufrieden, konnte mich kontinuierlich steigern, aber ob wir 2016 weitermachen können, hängt davon ab, ob wir einen Sponsor finden."
Rang zwölf ging an Loris Haug: "Nach drei Stürzen wollte ich heute nicht so aggressiv zu Werke gehen, am Ende war ich aber wohl zu vorsichtig", verriet der draufgängerische junge Münchner. "Aber ich habe in diesem Jahr unheimlich viel dazugelernt und möchte 2016 Jahr gerne wieder im Cup fahren".
Die Plätze dreizehn und vierzehn gingen in die Schweiz, an Spaßvogel Reto Wiederkehr (Moto-Star Romero) und Timo Kugler. "Mir hat hier der Freitag gefehlt, da musste ich leider noch in die Schule", erklärte Kugler. Den letzten Punkt holte sich mit Christof Höfer (Reiskirchen, Fifty-Racing.de/powered by ZZF) wieder ein Newcomer: "Die Saison im Cup hat alle meine Erwartung übertroffen, es ist einfach geil und ich freue mich schon auf nächstes Jahr."
Endstand nach 8 Rennen:
1. Manou Antweiler (152), 2. Maurice Ullrich (144), 3. Lukas Tulovic (122), 4. Andreas Klambauer (83), 5. Arnaud Friedrich (70), 6. Adrian Pasek (62), 7. Patryk Kosiniak (59), 8. Colin Rossi (51), 9. Daniel Rubin (50), 10. Marc Zellhöfer (49)
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